Leipziger Buchmesse – Eindrücke

33 Titel haben Kritiker und Jugendliche 2019 auf der Leipziger Buchmesse für den Deutschen Jugendliteraturpreis
nominiert. Was es auf Deutschlands zweitgrößter Messe rund ums Lesen noch alles zu sehen gab, berichtet unser langjähriger MÜK-Redakteur Kwoh-Hung, der im März live vor Ort war.

 

Die schönsten Seiten der Leipziger Buchmesse

 

Hung, langjähriger Redakteur der Münchner Kinderzeitung, war im März zu Gast auf Deutschlands zweitgrößter Messe rund ums Lesen. 286 000 Bücherwürmer versammeln sich hier, darunter eben auch Hung. Hier kommen seine Eindrücke von der Messe – und von einer wunderbaren Couchsurfing-Erfahrung!

 

Nach einer langen Busfahrt komme ich müde, aber auch voller Vorfreude in Leipzig an – diese bestätigt sich auch über das Wochenende, wo ich nicht nur auf der Buchmesse auf meine Kosten komme. Ich wurde herzlich von Fabian, dem Mitbewohner meiner eigentlichen Couchsurfer-Gastgeberin Barbara, empfangen. Wir unterhalten uns zuerst über sein Studium zum Grundschullehrer. Nach einem kurzen Abstecher beim „Völki“ (Völkerschlachtdenkmal), gehe ich mit Barbara zu einem sogenannten „Ohne-Laden“ oder „Zero-Waste-Store“, wo man sich mit selbst mitgebrachten Einmachgläsern verpackungs- und somit auch plastikfrei mit Sonnenblumenkernen, Haferflocken, Müsli, Studentenfutter etc. eindecken kann. Mit einem Rucksack voller gefüllter Marmeladengläser, fahren wir auch wieder zurück zur WG und kochen vegan – Dinkelnudeln mit einer leckeren Gemüsepfanne. Nach dem Essen spielen wir abwechselnd auf dem Klavier und auf meiner Ukulele, und singen gemeinsam – bis tief in die Nacht.

 

 

Am nächsten Morgen gehe ich gleich darauf zur Halle 1, dem Mekka für alle Cosplayer (meistens sind das Manga-Fans, die sich als ihre Lieblingscharaktere verkleiden). Dort findet nämlich die Manga-Con statt. In der Masse der ganzen Cosplayer falle ich in meiner Alltagskleidung auf wie ein bunter Hund. Von Naruto über Harry Potter bis Sailor Moon ist alles dabei. Durch einen engen Glastunnel folge ich der Menschenmenge in die Glashalle, dem Mittelpunkt der Messe. Von dort aus gelangt man in alle fünf Ausstellungshallen. In der Glashalle selbst befinden sich viele Medienhäuser, unter anderem die ARD, das ZDF, arte, der BR (Bayerischer Rundfunk) und viele mehr. Mein Ziel ist die Halle 3, wo ich zu einem Vortrag über „Der nasse Fisch“, der Hörbuchfassung der Fernsehserie „Babylon Berlin“, im ARD Forum gehen will. Weil ich die Halle 3 noch nicht gesehen habe, schlendere ich gemütlich durch die Stände und stöbere mich durch die dortige Antiquitätensammlung, wo man sich auch alte Bücher kaufen kann. Ich habe mir ein Buch von Eduard Mörike aus dem Jahre 1944 gekauft.

 

 

Den ganzen Inspirationen zum Trotz setzt sich mein Magen am Ende doch durch und ich esse gemütlich ein Paar Wiener mit Kartoffelsalat in der Presselounge.

 

 

Gesättigt stürze ich mich wieder ins Getümmel und lasse mich einfach treiben. In der Halle 4 befindet sich der Nationalstand des diesjährigen Partnerlandes Tschechien. Unser Nachbarland präsentiert sich mit einem breit aufgefächertem Literaturangebot, insbesondere für uns Kinder und Jugendliche – schließlich ist der kleine Maulwurf (auf Tschechisch Krteek) eine tschechische Erfindung – dem internationalen Publikum. Sei es ein einfaches Bilderbuch oder auch fesselnde Krimis, für jeden war etwas dabei. Unmittelbar neben dem tschechischen befindet sich der österreichische Stand, der wie einer der typischen Wiener Kaffeehäuser eingerichtet ist. Bei einem „kleinen Braunen“ mit „Schlagobers“ (Kaffee mit Schlagsahne), wie es der Österreicher ausdrücken würde, finden hier viele angeregte Gespräche statt. Wen wundert es, dass sich die Musikabteilung nur einen Steinwurf weit weg von Österreich aus befindet, Heimat großer Musiker wie Mozart, Haydn und Co!

 

In meinem persönlichen Paradies angekommen, entdecke ich unzählige Inspirationen für mein Klavierspiel. Unmittelbar neben den Ständen der Musikverlage, befindet sich noch ein Proberaum, wo man alle möglichen Instrumente ausprobieren durfte, von der Bratsche bis zur Oboe! Auch ein Klavier war zu meiner Freude im Raum!

 

Doch ein Blick auf meine Armbanduhr lässt mich aufschrecken, es ist schon bald Messeschluss! Flugs in die S-Bahn und wieder zurück in die Stadt, habe ich mich mit Silke, unserer ehemaligen MÜK-Redaktionsleitung, verabredet. Wir haben uns in der Connewitzer Verlagsbuchhandlung getroffen, wo sie während dem Messewochenende arbeitet. Da gerade viel los ist, können wir uns nur kurz unterhalten, machen aber einen Messebesuch am Sonntag aus. Bevor ich wieder zu Barbara gehe, mache ich einen Abstecher in den berühmten „Auerbachs Keller“, ein Handlungsort in Goethes Klassiker „Faust“.

 

Am Abend kochen Barbara und ich wieder vegan – und werden spontan zu einer WG-Party eingeladen. Dort angekommen spielen wir Uno, Tabu, Scharade und vieles mehr, essen Süßkartoffelpommes und reden und lachen bis tief in die Nacht.

 

 

Der letzte Tag bricht an, und ich fahre zum letzten Mal zur Messe – diesmal mit Silke. Ich führe sie durch die Hallen und schaue mit ihr insbesondere die Designstände der Buchmesse an, die von Designabteilungen verschiedener Universitäten aus ganz Deutschland gestaltet wurden. Die Bauhaus-Universität präsentiert ein Spiel, das offenbar keinen Spaß machen soll, z.B. durch eine überdurchschnittliche Zahl an „Geh zurück“- und „Aussetzen“-Karten und Spielfelder. Im Gegenzug führt mich Silke durch „ihren“ Stand vom Bleilaus-Verlag. Dort können Kinder (und natürlich auch Erwachsene) mithilfe einer circa 70 Jahre alten Tiegeldruckmaschine und einem Bleisatz Grußkarten drucken lassen. Weil Silke auf der Messe auch noch viel zu tun hat, muss ich mich leider endgültig von ihr verabschieden. Bevor es nach München zurückgeht, erkunde ich mit Barbara ein letztes Mal die Stadt, wir genießen die Aussicht vom MDR-Tower am Augustusplatz und trinken noch einen letzten Kaffee.

 

 

Vor meiner Reise habe ich nicht viel von Leipzig gehört, doch nach diesem tollen Wochenende werde ich Leipzig immer positiv im Gedächtnis behalten. Die Buchmesse bietet so viel Lesestoff, dass das Wochenende lange nicht gereicht hat, um alles gründlich durchzustöbern. Und auch dieser Artikel ist nur eine kurze Zusammenfassung, was alles auf der Messe passiert ist. Eins ist sicher, ich werde Barbara auf jeden Fall nochmal in Leipzig besuchen!

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