MÜK-Interview mit der Leiterin des BIOTOPIA Labs

1. Inwiefern haben Sie bei den Ideen und Planungen zum BIOTOPIA Lab uns junge Besucher*innen (8 bis 14 Jahre) berücksichtigt? Und was ist daran (für uns) so besonders?

 

Dr. Dora Dzvonyar: Die jungen Besucher*innen sind uns sogar besonders wichtig! Das BIOTOPIA Lab wird ab Eröffnung ein vielfältiges Programm für Schulklassen bieten. Zum Beispiel könnt ihr zusammen mit euren Lehrer*innen zu uns kommen und Bodenproben unter dem Mikroskop betrachten, um etwas über das spannende Leben im Boden zu erfahren. Oder Ihr lernt etwas über Schleimpilze – das sind Organismen, die aus nur einer Zelle bestehen, aber trotzdem intelligent sind und den kürzesten Weg aus einem Labyrinth finden können. Unser Ziel ist es, durch die Ausstattung im Lab eine tolle Ergänzung zum Programm im Unterricht zu bieten, denn bei uns könnt ihr etwa mikroskopieren, draußen bei unseren Hochbeeten Pflanzen pflegen oder im Botanischen Garten Wasserproben nehmen. Die Inhalte wurden im Hinblick auf die Lehrpläne ausgearbeitet, werden mit Lehrkräften weiterentwickelt und können für verschiedene Altersgruppen angepasst werden.

Aber auch außerhalb der Schule gibt es viel zu erleben. Kommt ihr zum Beispiel am Wochenende vorbei, könnt ihr in unserem offenen Programm schon mal in die Inhalte reinschnuppern und kleinere Experimente machen. Diese Programme wechseln wir ab, sodass Ihr bei jedem Besuch immer wieder etwas Neues erlebt! Auch unser Flugsimulator Birdly ist sehr spannend für junge Besucher*innen, denn hier könnt ihr euch in die Perspektive eines Vogels begeben und über Naturschutzgebiete fliegen.

 

Biotopia Lab
Foto: Andreas Heddergott

 

2. Wird das Lab nach der Museumseröffnung im Museum eigentlich weitergeführt?

 

Das BIOTOPIA Lab dient als vorübergehender Ort, an dem wir mit Besucher*innen ins Gespräch kommen, Programme und Formate testen können. Im künftigen Museum BIOTOPIA wird es sogar mehrere Labore geben, die für Besucher*innen offen sind, und zwar zu Themen wie Essen und Ernährung, Biologie und Neurobiologie und BioArt – samt Kunst und Designobjekten und der Möglichkeit, selbst zu werkeln. Man wird hier wechselnden Gästen aus den Bereichen Wissenschaft und Kunst live bei ihrer Forschungsarbeit über die Schulter schauen und auch selbst experimentieren können. Denn bei BIOTOPIA geht es ums Mitmachen, Anfassen und Erforschen mit allen Sinnen!

 

3. Wie kommen Sie auf die Ideen für die vielen tollen Experimente? Geht da auch mal etwas schief? Wie viele Menschen arbeiten im Lab und welche Berufe haben sie?

 

Wenn ihr ins Lab kommt, werdet ihr von unseren BIOTOPIA Lab Pilot*innen empfangen. Das Team besteht aus etwa 15 BIOTOPIA-Teammitgliedern und Studierenden, die mit unseren Inhalten viel Erfahrung haben und diese vor allem extrem gerne Besucher*innen zeigen. Hinzu kommen nochmal so viele freiberufliche Workshopleiter*innen, die Profis in der Arbeit mit Schulklassen sind.

Die Ideen für diese Experimente bekommen wir aus den verschiedensten Bereichen: Manche sind angelehnt an das bestehende Programm, andere werden von unseren Lab Pilot*innen vorgeschlagen. Das Regrow-Experiment etwa wurde von unserer Lab Pilotin Monika vorgeschlagen, die Agrarwissenschaften studiert und sich daher viel mit Nahrungsmitteln beschäftigt.

Und klar, während der Experimente machen wir alle wertvolle Erfahrungen: Bei den ersten Bodenproben frisch aus unseren Beeten haben unsere Lab Pilot*innen anfangs nicht sehr viel unter dem Mikroskop entdeckt. Das lag daran, dass sich die vielen Kleinstlebewesen im Boden in tieferen Erdschichten verstecken und sehr träge sind, wenn es nachts kalt wird. Als wir die Proben rechtzeitig ins warme Lab geholt und auch mal etwas tiefer im Komposthaufen gegraben haben, war die Begeisterung umso größer.

Das Schöne beim Experimentieren ist, dass man das Ergebnis des Versuchs noch nicht genau kennt und viel herumprobieren muss – ähnlich wie in der Wissenschaft spielen auch der Zufall und ein bisschen Glück eine Rolle. Als wir zum Beispiel Wolle mithilfe von Pilzen gefärbt haben, kamen zum Teil andere Farben heraus, als wir erwartet hatten. Das macht auch für uns den Prozess so spannend…

 

 

4. Haben Sie sich schon als Kind für Naturwissenschaften interessiert? Und/oder wie wurde Ihre Begeisterung geweckt – gab es da einen Auslöser?

 

Ich komme eigentlich aus der Informatik, das habe ich studiert und auch in dem Bereich an der TU München promoviert. Für Naturwissenschaften habe ich mich tatsächlich schon als Kind interessiert und wollte unbedingt etwas mit Computern machen. Im Studium und in der Promotion entdeckte ich dann meine Begeisterung für die Lehre: Ich liebe es, Menschen etwas beizubringen, und wenn das durch eine kleine Aufgabe oder ein Experiment passiert, umso mehr! Durch das BIOTOPIA Lab darf ich nun solche Formate entwickeln. Das Gefühl, wenn jemand durch unsere Inhalte etwas Neues erfährt oder lernt, ist wunderbar! Das Team freut sich übrigens auch sehr über Rückmeldungen zu unseren Experimenten und später zum Lab Programm.

 

5. Waren Sie schon früh gerne in Museen und wie fanden Sie diese? Was hätten Sie sich damals (als Kind/Jugendliche) von einer Ausstellung gewünscht?

 

Ich bin im Großraum München aufgewachsen und in meiner Kindheit war das Deutsche Museum ein beliebtes Wochenendziel – ich erinnere mich heute noch, wie sicherlich viele andere, an die Hochspannungs-Vorführungen, die jedes Mal toll waren! Auch die großen, eindrucksvollen Schiffe und Züge hinterließen einen bleibenden Eindruck. Ich hätte mir etwas mehr Interaktion mit anderen Kindern oder Besucher*innen gewünscht, damit man gemeinsam etwas erleben oder erarbeiten kann.

 

Biotopia Lab
Foto: Andreas Heddergott

 

6. Was ist Ihr Ziel, was möchten Sie mit dem Lab erreichen? Wovon träumen Sie?

 

Das Lab ist unsere vielfältige Spielwiese: Wir können hier Programme testen, die auch im großen Museum interessant sein könnten und die Lust machen sollen, das Leben zu entdecken. Dafür haben wir schon viele spannende Pläne und freuen uns wahnsinnig, die Gedanken und Vorschläge der Besucher*innen direkt in die Planung des künftigen Museums BIOTOPIA einfließen lassen zu können.

Wir wollen, dass BIOTOPIA ein Lieblingsort für sehr viele Münchner*innen und natürlich auch Gäste aus aller Welt wird. Und wir alle dort gemeinsam Ideen entwickeln, wie wir einen nachhaltigen Planeten schaffen können.

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