Alte Kunst in frischem Glanz

Im Lenbachhaus hängen hunderte kostbare Gemälde, darunter das wertvollste Kunstwerk der Stadt: das 13 Millionen Euro teure Bild „Blaues Pferd“.
Doch was ist, wenn ein solcher Schatz mal beschädigt ist? Dann päppelt es das Restaurierungs-Team wieder auf. Das kann ziemlich lang dauern, wie wir bei unserem Besuch hinter den Kulissen erfuhren …

 

 

Die Sonne scheint an diesem Freitag und es ist eigentlich fast schon Badewetter, so warm ist es. Doch wir gehen ins Museum. Ja, richtig gelesen: Trotz Lockdown-Situation im April dürfen wir ins Lenbachhaus, das extra für die MÜK aufmacht! Spannend! Durch leere Gänge werden wir zu einer Frau geleitet, die von Berufs wegen Echt und Täuschung unterscheiden muss. Die Restauratorin Iris Winkelmeyer erklärt uns heute, was sie so beruflich macht.

 

 

Der Raum, in dem sie arbeitet, ist groß, mit zwei Tischen möbliert und überall befinden sich Schilder mit der Aufschrift „Vorsicht Kunst“. Es handelt sich um den ehemaligen Kutschenraum in der einstigen Villa Franz von Lenbachs, einem großen Münchner Künstler. Wir nehmen mit großem Abstand Platz und Frau Winkelmeyer erzählt: „Schon als 12-Jährige wollte ich Restauratorin werden, doch diesen Beruf zu erlernen, war damals nicht so einfach und deshalb bin ich über einige andere Studien auf Umwegen zu meinem Ziel gekommen. Das hat insgesamt acht Jahre gedauert.“

 

 

Nun fragst du dich vermutlich: Was macht ein*e Restaurator*in eigentlich?
Viele denken ja, diese Leute würden einfach ein bisschen an alten Bildern herumpinseln und wären dann schon mit dem Restaurieren fertig. Doch ganz so ist es nicht: Man muss sehr genau, um nicht zu sagen pingelig, sein, um bereits die kleinsten Makel eines Bildes zu erkennen und zu verbessern. Das muss sich nicht immer auf die Malerei an sich beziehen. Oft ist über alten Bildern einfach eine Art gelbliche Schmutzschicht, die sich mit der Zeit abgelagert hat, welche es zu entfernen gilt. Oder es haben sich winzige Bläschen auf der Farbe gebildet.

 

 

Muss man, um diesen Beruf ausüben zu können, nicht wahnsinnig pedantisch sein? ,,Nee, Perfektionismus ist das Schlimmste!“, antwortet die Chef-Restauratorin lachend, als wir ihr diese Frage stellen. ,,Das braucht man natürlich auch, aber nicht zu viel.“ Ihr Ziel sei es, das ursprüngliche Bild immer möglichst originalgetreu zu erhalten, nur da nachzubessern wo es unbedingt nötig ist. Einfach so etwas ,,dazu malen“? Strengstens verboten!

 

 

Wie lange sie für ein Bild aus dem Lager brauche, damit es wieder im Museum gezeigt werden könne? ,,Ach, das ist ganz unterschiedlich. Mal zwei Wochen, mal aber auch ganze drei Jahre, also natürlich nicht am Stück, aber eben immer wieder.“ So viel Arbeit! Und was, wenn das Bild am Ende aber gar nicht mal das Original ist? Doch Iris Winkelmeyer beruhigt: ,,Ein gefälschtes Bild ist mir in der langen Zeit, in der ich schon hier arbeite, noch nie begegnet.“ Zum Glück!

 


Falls du jetzt auch Lust bekommen hast, etwas Kreatives zum Thema Kunst zu machen: Frau Winkelmeyer erzählt, als wir noch im Garten und der großen Eingangshalle umherspazieren, sehr begeistert vom Kinder- und Jugendprogramm ,,Was tun?“. Das sind Workshops, bei denen man sehr viele Möglichkeiten hat, etwas ,,zu tun“ und zwar nicht nur einfach malen. „Auch Filme, Fotos und fantasievolle Gebilde gehören zum Thema Kunst“, so Iris Winkelmeyer, „und auch das kann man bei diesen Workshops erleben.“

 

 


> Mehr Infos unter www.lenbachhaus.de

 

Fotos: Katy Spichal

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