Interview mit Christoph Sieber

Hallo Christoph!

 

Hallo Jakob!

 

Du sagst von dir, dass du Kabarettist bist. Was genau ist das eigentlich? Und was macht ein Kabarettist?

 

Gar nicht so einfach, das zu beantworten. Im Prinzip mache ich nichts anderes als auf der Bühne zu stehen und den Menschen lustige Geschichten zu erzählen. Und manchmal kritisiere ich dazwischen dann auch Missstände: Armut, Denkfaulheit, marode Schulen oder die drohende Klimakatastrophe. Und damit das dann auch lustig ist, übertreibe ich alles maßlos. Zum Beispiel sage ich: Biounterricht sollte auf dem Schulklo stattfinden, weil dort die Artenvielfalt am größten ist.

 

Was macht dir an diesem Beruf Freude?

 

Abend für Abend vor Publikum zu stehen, das Lachen zu hören, den Applaus zu fühlen und danach mit dem ein oder anderen noch zu diskutieren – das sind die Dinge, die mir große Freude bereiten. Auch beschäftige ich mich gerne mit Themen, lese Bücher dazu, höre Experten und Wissenschaftler, um irgendwann zu einer Erkenntnis zu kommen und zu merken: Hey, das hab ich ja gar nicht gewusst. Da habe ich Spaß dran … bis ich merke, dass ich ja so gut wie gar nichts weiß.

 

Wie bist du auf den Beruf gekommen?

 

Ich würde eher sagen, dass der Beruf zu mir gekommen ist. Ich wollte als Kind ja nicht Kabarettist werden. Ich wusste nur, dass ich nicht Bankbeamter, Arzt oder Jurist werden will und da habe ich tatsächlich Pantomime studiert. Und bevor du fragst, wie es dazu gekommen ist: Ich habe in einer Fernsehzeitung einen Artikel über zwei Pantomimen gelesen, die an der renommierten Folkwang Hochschule studierten und mir einfach gedacht: Da will ich auch hin. Habe mich beworben, die drei Tage Aufnahmeprüfung überstanden und schon stand ich im schwarzen Ganzkörperdress auf der Probenbühne. Das habe ich vier Jahre durchgezogen, habe aber da schon gemerkt: Ich kann die Klappe nicht halten. Und so habe ich begonnen erste Auftritte mit eigenen Texten zu machen. Und irgendwann hatte ich ein ganzes Programm.

 

Welchen Beruf würdest du anderen raten?

 

Ich rate niemanden irgendwas. Ich rate nur ab. Und zwar etwas zu machen, an dem man keine Freude hat. Für mich ist es das größte Glück, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte. Das wünsche ich jedem und jeder.

 

Was ist dein lustigstes Erlebnis?

 

Als ich als 15-Jähriger beim Schulausflug im Biene-Maja-Frottee-Schlafanzug zum Frühstück kam, fanden das alle sehr lustig. Ich nicht. Ich musste halt die alten Klamotten meiner jüngeren Schwester auftragen.

 

Welche Frage wolltest du schon immer gestellt bekommen?

 

Wie es war, als ich zusammen mit Justin Bieber und Cristiano Ronaldo den Atlantik durchschwommen habe.

 

Und wie ist die Antwort?

 

Ich hatte meine Schwimmflügel vergessen.

 

Was ist die Frage, die du am wenigsten leiden kannst?

 

Na, ob ich von meinem Beruf leben kann.

 

Verrätst du die Antwort?

 

Ne, am Ende willst du dir noch was pumpen. Und das kann ich nicht, weil ich neulich schon Cristiano Ronaldo was leihen musste.

 

Hattest du ein Vorbild?

 

Mich beeindrucken Menschen, die durch ihr Tun die Welt verändert und einfach besser gemacht haben. Martin Luther King, Mahatma Gandhi, Willy Brandt, Nelson Mandela … ich könnte da viele Namen nennen.

 

Denkst du, dass du ein Vorbild bist? Und wenn ja, für wen?

 

Sollte ich für irgendjemanden ein Vorbild sein, dann gewiss ein schlechtes. Ich fahre gelegentlich Auto, habe auch schon mal bei Amazon was bestellt und ich vergesse manchmal, mir die Zähne zu putzen. Also, wenn ich mein Vorbild wäre, ich wäre total enttäuscht.

 

Was machst du, wenn du einen schlechten Tag hast und trotzdem lustig sein musst?

 

Das ist wirklich verrückt, aber wie es mir privat geht, geht das Publikum nichts an. Die sind ja nicht gekommen, um zu hören, mit welchem Fuß ich morgens aufgestanden bin oder ob mein Dackel krank ist. Und selbst wenn ich krank bin, dann lege ich das an der Bühnenkante ab. Sobald die Scheinwerfer an sind, geht die Show los. Wenn mir auf der Bühne ein Bein abfallen würde, ich würde es vermutlich nicht mal merken.

 

Was würdest Du jungen Leuten raten, die gern selbst mal mit Comedy, Kabarett etc. auf die Bühne möchten?

 

Einfach mal ausprobieren. Und nicht vergessen: vorbereitet sein. Sich also vorher überlegen, was man wie erzählen will. Oder wie es der gute, alte Rudi Carrell gesagt hat: Man kann nur ein Ass aus dem Ärmel schütteln, wenn man vorher eines reingesteckt hat.

 

Kann man lustig sein lernen?

 

Komik hat viel mit Rhythmus zu tun. Manchmal sind die Pausen wichtiger als das, was zwischen den Pausen gesagt wird. Es ähnelt also sehr der Musik. Und das kann man schon lernen. Aber es gibt halt auch etwas, das man in der Branche „Funny Bones“ nennt. „Lustige Knochen“ hat man oder hat man halt nicht. Das sind Menschen, die nicht auf der Bananenschale ausrutschen, weil sie schon vorher gegen eine Straßenlaterne gelaufen sind.

 

Hast du noch irgendeinen Tipp für die Kinder?

 

Werdet glücklich und hört nicht auf eure Eltern. Aber sagt ihnen nicht, dass ihr das von mir habt.

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