Drei Münchner, drei kuriose Berufe!

Vom Traum zum Beruf – drei Menschen aus München, die ihre außergewöhnlichen Berufe vorstellen.

 

DAVID KAMMERER

 

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Street-Art-Beauftragter der Stadt München

 

So sieht mein beruflicher Alltag aus:

Zu meinen Aufgaben gehört es, Street-Art- und Graffiti-Künstler bei ihren Vorhaben in München zu beraten, erlaubte Flächen für Projekte zu gewinnen und neue Aktionen zu fördern. Auch Lobbyarbeit zählt dazu, also mit Menschen zu reden, die nicht immer dieselben Interessen haben, und zwischen ihnen zu vermitteln. Ziel ist es, dass neue Kunstwerke entstehen können.

 

So wurde ich das, was ich beruflich mache:

Ich hatte mich auf die Stelle beworben und habe mich in einem Auswahlverfahren durchgesetzt. Meine praktische Erfahrung kommt daher, dass ich seit über 30 Jahren unter dem Namen Cemnoz selbst aktiver Writer bin. Ich kenne also die Bedürfnisse der Szene. Ein diplomiertes Hochschulstudium – in meinem Fall als angewandter Grafiker an der Akademie der bildenden Künste München – gibt mir den theoretischen Hintergrund für die Arbeit in der Kunstförderung. Und jetzt gilt es, sich noch in die Verwaltung hineinzudenken.

 

Ich mag meinen Beruf, …
…weil er meine Berufung ist.

 

An meinem Beruf stört mich (manchmal) …

… mein eigener Tatendrang.

 

An diese kuriose berufliche Situation erinnere ich mich:

Ich bin ja erst seit Frühjahr im Amt Nachdem das Medieninteresse bei Antritt meiner Stelle sehr groß war, kam auch mein Sohn im Rahmen eines Praktikums bei der AFK auf mich zu, um einen kleinen Fernsehbericht über seinen Vater zu drehen. Seine professionelle Aufregung zu sehen und zu spüren war für mich erfreulich kurios.

 

 

ANGELA MÖGELE

 

Stuntfrau_Feuerstunt-Mac Steinmeier-Stuntshow Bavariafilmstadt

Stuntfrau im Stuntteam StuntMac GmbH

 

So sieht mein beruflicher Alltag aus:

Nach bereits im Vorfeld getätigten Besprechungen, Motivbesichtigungen und sonstigen Vorbereitungen beginnt mein Arbeitstag am Filmset folgendermaßen: Ich werde von der Maskenbildnerin haaretechnisch der Originalschauspielerin angeglichen. Hierfür bekomme ich meistens eine Perücke aufgesetzt. (mal kurz, mal lang, mal rot, mal schwarz, mal blond) Danach bekomme ich von der Kostümabteilung die identischen Kleidungstücke der Originalschauspielerin. Wenn nötig ziehe ich unter das Kostüm meine Schutzausrüstung, wie Ellebogen-, Knie- oder Rückenprotektoren. Danach beginnt die eigentliche Arbeit am Filmset. Ich beobachte die Originalschauspielerin in ihrem Bewegungsablauf, um dies dann bei meinem Actioneinsatz mit einzubeziehen. Ich spreche mit Regisseur und Kameramann und auf „Action!“ springe ich aus dem Fenster, vom Hausdach, falle die Treppe herab, brenne oder oder oder …

 

So wurde ich das, was ich beruflich mache:

Man wird eine gute Stuntfrau, indem man in einem professionellen Team über Jahre hinweg trainiert und ausgebildet wird, gute körperliche Fähigkeiten und einen starken Teamgeist mit sich bringt.

 

Ich mag meinen Beruf, …
weil ich mit meinen Stuntkollegen 100% an einem Strang ziehe; mein Arbeitsplatz jeden Tag woanders ist; meine Einsätze nie langweilig sind; ich mit meinem Körper arbeite; es nicht aufhört, spannend zu sein, meine eigenen Grenzen zu spüren.

 

An meinem Beruf stört mich (manchmal) …

dass es hin und wieder sehr lange Wartezeiten (bis zu 8 Stunden) am Filmset gibt, bis ich zum Einsatz komme.

 

An diese kuriose berufliche Situation erinnere ich mich:

Als Double für Michaela May musste ich vor einem sehr großen, echten Stier weglaufen. Am Ende ist der Stier extrem wild geworden und da der zuständige Tiertrainer in diesem Moment einen Kreislaufzusammenbruch erlitt, musste ich mir selbst helfen. Ich rannte in die vorhandene Heutenne mit dem Stier dicht auf den Fersen. Drinnen konnte ich über eine Holzbrüstung springen und das Eingangstor zur Scheune von außen mit meinem Kollegen schließen. Der Stier war gesichert und ich auch.

 

 

MARTINA SCHNECKE

 

KC Martina Schnecke

Alias „Dr. Ferdi“ – KLINIKCLOWNIN

 

So sieht mein beruflicher Alltag aus:

Nachdem wir uns beim Krankenhauspersonal informiert haben, ob es wichtige Dinge zu beachten gibt, klopfen wir an die Türen und fragen, ob wir hereinkommen dürfen. Dann geht es schon los mit der „Clownsvisite“ und das Spiel beginnt. Es gibt unendlich viele clowneske Möglichkeiten ein Zimmer zu betreten und in den Kontakt mit Patienten zu kommen – Clowns lieben auf jeden Fall den umständlichen Weg … und Seifenblasen.

 

So wurde ich das, was ich beruflich mache:

Ich hatte schon als Kind eine Leidenschaft für das Schauspielern. Bei einem Volkshochschul-Kurs vor 16 Jahren zum Thema Clownspiel entdeckte ich meine Freude an der Improvisation und dem für den Clown so typischen Spiel mit den Gefühlen. In der Freisinger Clownschule „Die Kunst des Stolperns“ lernte ich dann während einer ½-jährigen Grundausbildung auch die Arbeit der KlinikClowns kennen. Danach ging es weiter auf die tut-Clownschule und nach einer 3 ½-jährigen berufsbegleitenden Ausbildung durfte ich mich „staatlich anerkannter Clown und Komiker“ nennen. Dann ging’s in die „freie Wildbahn“: Ich spielte auf Sommerfesten, Geburtstagen, Weihnachtsfeiern und Märchenschiffen, entwickelte ein Kinderprogramm mit einer Duopartnerin und bildete mich als VHS Dozentin weiter, um selbst Clownkurse anzubieten. Seit 4 Jahren bin ich für den Verein KlinikClowns Bayern e.V. in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen tätig. Weitere Infos dazu gibt es übrigens hier: www.klinikclowns.de

 

Ich mag meinen Beruf, …
… als Klinikclown, weil ich gern mit Menschen kleine, wahrhaftige Momente des Lebens teilen mag. Ob sie schwer sind oder leicht.

 

An meinem Beruf stört mich (manchmal), …

… dass einige Menschen durch die Medien und Horrorfilme eine gruselige Vorstellung vom Clown bekommen haben. Sie denken, dass er hinter seiner Maske Schreckliches verbirgt. Ich freue mich dann aber, wenn sie mich kennenlernen dürfen.

 

An diese kuriose berufliche Situation erinnere ich mich:

Neulich besuchte ich mit Clownskollegin Lili einen Flüchtling im Kinderkrankenhaus. Er staunte, als er uns sah, und verbeugte sich höflich vor uns. Da verbeugten wir uns auch und weil wir uns sprachlich nicht verständigen konnten, verbeugten wir uns

abwechselnd gefühlte 1000 Mal! Dann spielten wir zu dritt ein immer stürmischer werdendes Luftballonspiel. Alles ohne Worte. Bis die Schwester kam und zu dem Jungen auf Englisch sagte: „Jetzt ist’s aber Zeit für deinen Deutschunterricht!“

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