„Ideen kommen mir immer“ – Kirsten Boie

Wir von der Kinderredaktion waren im März bei der Eröffnung des 15. Kinder-Krimifestes. Mit dabei: Die für ihre Bestseller „King-Kong“ und „Eitter Trenk“ bekannte Kirsten Boie. Sie las aus ihrem neuen Buch „Thabo“ und wir durften ihr danach einige Fragen zu ihrer Arbeit als Autorin und „Thabo“ stellen!

 

 

Wie kommen Ihnen immer die Ideen?

 

Kirsten Boie: Bei „Thabo – Der Nashorn-Fall“ ist es ziemlich klar: während eines Aufenthalts in Afrika. Das mit den Nashörnern ist gerade in Swaziland ein schlimmes Problem, denn den Nashörnern werden die Hörner wirklich abgeschnitten. Für ein Horn bekommt man bis zu 200.000 Euro. Da ist es den Tätern egal, was mit den Nashörnern passiert. Sie wollen nur das Horn, um daraus ein Pulver zu gewinnen, das vor allem in Asien als Medizin gilt. Manchmal kommen mir die Ideen aber auch woanders – einmal etwa in einem langen Stau vor dem Elbtunnel in Hamburg.

 

 

Und was machen Sie, wenn Sie mal keine Ideen haben?

 

Dann freue ich mich, mal etwas anderes machen zu können als schreiben! (lacht) Meistens kommen mir aber immer Ideen. Wenn ich an einem Buch sitze und mal nicht weiter­weiß, dann räume ich meinen Keller auf oder mache sonst irgendetwas „Normales“. Dabei fällt mir meist ein, wie die Geschichte weitergehen könnte.

 

 

Wie alt ist Thabo wirklich? Im Buch verrät er es nicht, weil er ja ein Gentleman sein will.

 

Na, dann gehört sich das für mich ja eigentlich auch nicht, das zu verraten, oder? (lacht) Soll ich sagen, wie alt er in meinem Kopf ist? Ich denke, er ist ungefähr zwölf Jahre alt. Das könnt ihr euch aber auch anders denken.

 

 

 

Woher wussten Sie die ganzen afrikanischen Wörter? Sind die ausgedacht oder echt?

 

Alle Wörter sind echt. Ich unterstütze ja seit neun Jahren ein Projekt für Aids-Waisen in Swaziland und bin auch einmal im Jahr da. Die Sprache dort heißt Siswati und ist unglaublich kompliziert, deshalb kann ich auch nur ein paar Redewendungen. Für die Wörter im Buch habe ich Hilfe bekommen, damit sie auch stimmen.

 

 

Ist es Ihnen peinlich, wenn Sie mal einen Rechtschreibfehler machen?

 

Ich bin in einer tollen Position: Das, was ich schreibe, geht an einen Verlag, in dem eine Lektorin (oder ein Lektor) arbeitet, die den Text liest und verantwortlich dafür ist, jeden Fehler rauszukorrigieren. Insofern gibt es selten Rechtschreibfehler. Gestern war ich im Münchner Stadtmuseum zu einer Lesung. Anschließend durfte ich ins Gästebuch schreiben. Weil sie alle so nett zu mir waren und mir auch noch einen Cappuccino schenkten, habe ich mich darin auch dafür bedankt – und erst hinterher gemerkt, dass man Cappuccino mit zwei „p“ schreibt. D a s ist mir peinlich! (lacht)

 

 

„Wir Kinder aus dem Möwenweg“ ist ja eine Buch-Reihe. Was hat sie daran fasziniert, dass sie so viele Bände dazu schreiben?

 

Wenn Kinder Bücher lesen oder auch Filme schauen, dann passiert darin immer etwas Spannendes. Und man denkt: im Vergleich dazu ist mein Leben total langweilig. Doch eigentlich stimmt das nicht. Auch ein normales „langweiliges“ Leben kann richtig schön sein und voller Abenteuer! Und darüber wollte ich schreiben.

 

 

Wussten Sie von Anfang an, dass es eine Buch-Reihe wird?

 

Nein, zuerst wollte ich nur ein Buch schreiben. Dann kamen Anfragen von Kindern, wie es denn weitergeht – und ich habe so viele Fortsetzungen geschrieben bis ich merkte, jetzt ist Schluss. Das habe ich dann auch gesagt. So 2-3 Jahre später, kam mir die Idee für „Ferien im Möwen-weg“ und ich dachte mir, das kannst du jetzt nicht bringen. Da lachen dich alle aus, wenn du jetzt doch noch was schreibst. Aber ich hab’s gemacht. Denn wenn ich Möwenweg-Geschichten schreiben und vom Schreibtisch aufstehe, habe ich gute Laune!

 

 

Die Geschichten gibt es auch als Trick-Film. Sind die im Film anders oder ähnlich wie im Buch?

 

In der Regel versucht man, dicht am Buch zu bleiben, das finde auch ich am schönsten. Manche Dinge müssen aber für einen Film geändert werden. Die Möwenweg-Geschichte wird von einem Mädchen erzählt, der Tara, und im Film kannst du sie ja nicht die ganze Zeit sprechen lassen, das wäre ja langweilig. Das heißt, die Filmer übersetzen die Sprache in Bilder. Man muss auch kürzen, weil du ja keinen 8-Stunden-Film sehen willst. Insofern verändert sich immer etwas.

 

 

Ist es Ihnen schon mal passiert, dass Sie ein Buch fast aufgegeben hätten, weil Sie gerade nicht so richtig gute Ideen dafür hatten?

 

Ich habe schon viele Bücher aufgegeben und dementsprechend viele Geschichtenanfänge, von denen ich dachte, daraus könnte ein Buch werden. Doch nach 40 oder 60 Seiten – leider nicht nach 5 Seiten, das wäre ja praktischer gewesen – gemerkt, das wird nichts. Da stimmt was nicht in der Geschichte oder die Menschen würden sich nicht so oder so verhalten. Das passiert einfach manchmal, ist aber auch nicht schlimm.

 

 

Wie lange schreiben Sie noch?

 

Ich möchte so lange schreiben, wie mir noch etwas einfällt. Das ist sozusagen die natürliche Grenze. Dazu muss es aber auch Menschen geben, die das lesen wollen, was ich schreibe. Wenn ich 1.000 Ideen habe, aber keiner liest mehr meine Bücher, dann muss ich auch aufhören. Und so hoffe ich, das geht noch eine Weile weiter.

 

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Vielen Dank an Frau Boie für das Interview!

 

Interview: Moritz, Jonas und Ella

 

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