Mit Stephan Knösel durchs Hasenbergl, Teil 2

Wir, Anna und Georgi, waren mit Stephan Knösel, im Hasenbergl. Zuerst in der Stadtbücherei und dann noch auf der Panzerwiese, im Mira und vor der Grohmannstraße und dem Feld davor: alles Schauplätze seines letzten Romans „Jackpot“.

Lest hier bisher unveröffentlichte Fragen & Antworten – nur für Euch!

Georgi: Haben sie ausländische Vorfahren?

Nicht, dass ich wüsste. Meine Familie kommt aus Norddeutschland und lebt da seit ewigen Zeiten. Mein Vater war der erste, den es in die große Stadt gezogen hat, über Hannover bis nach München. Und so bin ich hierhergekommen.

 

 Anna: Wie sind sie auf die Idee gekommen, Autor zu werden?
Ich bin keiner, der als Kind schon wusste, dass er einmal Schriftsteller wird. Mein Berufswunsch war: immer Sommerferien haben (lacht)! Ehrlich gesagt, hatte ich damals keine Ahnung. Also habe ich das Übliche gemacht, bin zur Bundeswehr gegangen, danach habe ich angefangen Jura zu studieren, doch bald wieder damit aufgehört, weil ich es fast so schrecklich fand wie bei der Bundeswehr.

 

Ich bin immer schon gerne ins Kino gegangen und habe gerne gelesen. Ein wahnsinnig guter Freund hat mir dann vorgeschlagen, mit ihm als Kameramann einen Film zu drehen und den Text dafür zu schreiben. „Okay“, dachte ich mir „was besseres fällt mir jetzt auch nicht ein…“ – und dann habe ich einfach angefangen und dabei gemerkt, dass es mir das Schreiben richtig viel Spaß macht.  Es war Liebe auf den ersten Blick – wie bei einer Frau, nur eben mit dem Schreiben.

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Georgi: Haben sie eine bestimmte Strategie beim Buchschreiben?

Nein. Es gibt nur eine feste Regel, die mir echt wichtig ist: nicht langweilig zu schreiben. Also schreibe ich gerne was Spannendes, vom Genre her Richtung (Anti-) Krimis oder Thriller so wie bei „Echte Cowboys“ und „Jackpot“. Gerade möchte ich eine Liebegeschichte schreiben, von der ersten großen Liebe, möchte das erste Verliebtsein einfangen, das interessiert mich gerade.

 

Ich überlege also zuerst meist, welche Schublade ich bedienen möchte. Dann kommen kleine Geistesblitze oder Ideen, die der Frage folgen „Was wäre wenn…?!“. Nach und nach summiert sich das alles, ein Dominostein wirft den nächsten um – und ich wälze das Ganze solange im Kopf herum bis es eine runde Sache wird. Es gibt also keine feste Reihenfolge – mir ist wichtig, da frei zu bleiben. Denn das Schreiben soll ja Spaß machen und keine Quälerei sein, sonst ist es beim Lesen auch eine Quälerei.

 

Anna: Also kommt es bei ihnen nicht vor, dass sie plötzlich eine Idee haben und dann sofort losschreiben müssen?

Plötzlich geschieht bei mir wenig (lacht), dazu bin ich zu langsam und mache auch zu wenig. Eine Kollegin von mir, die ist so eine Maschine. Sie hat in einem Jahr 3 Bücher geschrieben und nebenbei noch für das Fernsehen gearbeitet. Das bewundere ich schon sehr. Ich bin froh, wenn ich e i n e Sache machen kann.

 

Wenn ich mit einem Buch fertig bin, bin ich erleichtert – aber auch ziemlich schnell wieder gestresst, weil ich denke: „Jetzt fällt mir garantiert nichts mehr ein…“ Dann mache ich mich meist auf der Suche nach der nächsten Geschichte wie auf eine Abenteuerreise, ganz frei und locker. Wenn die Panik mal abgelegt ist, finde ich auch eine Geschichte – und dann nimmt das ganze seinen gewohnten Gang. Anna: Darüber könnte man eine Geschichte schreiben, über das Suchen nach einer Geschichte.

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Anna: Haben Sie mehr Zeit für ihre Familie als andere Menschen mit festen Job, z.B. als Busfahrer oder Ingenieure?

Ich glaube, das ist ganz unterschiedlich. Beim Busfahrer ist es ja tariflich geregelt, wie lange er arbeitet und wie viel Rest Freizeit er hat. Denke schon, dass ich mehr Zeit habe als andere Familienväter. Wenn ich mir da so meinen Freundeskreis anschaue, die verlassen um 8 Uhr das Haus, frühstücken und kommen um 8 oder später am Abend nachhause – und können gerade noch „Gute Nacht“ sagen. Zwischendurch muss ich aber richtig ranklotzen, wenn ich für’s Fernsehen arbeite, das ist dann auch so ein 8-bis-8Uhr-Job und ich habe kaum Zeit für mich und meine Familie. Aber in der Regel verdiene ich da so gut, dass ich den Rest des Jahres mein Ding durchziehe und schreiben kann.

 

Wenn ich an meinem Manuskript arbeite, dann ist es selten, dass ich 8 Stunden an einem Stück schreibe. Das geht auch gar nicht, so lange Zeit geistig fit zu bleiben. Da habe ich dann schon mehr Zeit bzw. kann sie mir flexibler einteilen als andere. In meinem Büro im 4ten Stock  – unsere Wohnung liegt im 1. Stock, das ist sehr praktisch – habe ich aber schon feste Bürozeiten. Nur kann es dann eben auch mal sein, dass ich Däumchen drehe bis mir was einfällt, aber das gehört einfach dazu und ist ja auch genutzte Zeit.

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Georgi: Was ist ihr Lieblingsbuch?

Oh, das ist schwer zu sagen, das sind viele Lieblingsbücher. Im Jugendbuch sind es Klassiker wie FÄNGER IM ROGGEN (J.D: Salinger) oder DIE OUTSIDER (S.E. Hinton), die kann ich beide echt jedem empfehlen. Von den neueren Büchern mag ich TSCHICK (Wolfgang Herrndorfer) sehr gerne oder auch LÖCHER (Louis Sacher), ein Jungsbuch, das ja auch richtig gut verfilmt wurde.

 

Anna: Welche Tipps haben sie für Leute, die gerne schreiben?  (49.15min)
Als ich dann wusste, dass ich Schreiben zu meinem Beruf machen wollte, habe ich einen Kinderbuchlektor kennengelernt und ihn gefragt, was ich machen soll, ob ich z.B. Germanistik studieren soll. Und er meinte: „Wenn du Schriftsteller werden willst, gibt es nur eins: Du musst schreiben, schreiben, schreiben!“ Lesen ist gut – und leben ist auch wichtig, weil man ja Erfahrungen sammeln muss, über die man schreiben kann.

 

Und er hat mir ein Buch in die Hand gedrückt: DEUTSCH FÜR PROFIS (Wolf Schneider), vom Chef der Journalistenschule in Hamburg. Da stehen viele gute praktische Tipps drin, wie man gut und interessant schreibt. Auch seine anderen Bücher zur Sprache kann ich echt allen, die schreiben wollen, nur empfehlen. Mit diesen Bücher habe ich mir u.a. meinen grausamen Schreibstil, den ich zu anfangs hatte, abgewöhnt. Der Schreibstil, den du in der Schule lernst, ist ja nicht gerade unterhaltsam – und davon musste ich erst mal loskommen.

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Vielen Dank für das Interview, Stephan Knösel!

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