Interview: Plastik kommt hier nicht in die Tüte!

Kannst du dir ein Leben ohne Plastik vorstellen? Schwierig, oder? Wie das gehen könnte, wollten wir von der Kinderredaktion wissen. Und haben dazu Katrin Schüler befragt, die München ein Geschäft hat, in dem man (fast) alles ohne Plastik kaufen kann. Lies hier das ganze Interview dazu!

Wie viele Produkte verkaufen Sie in Ihrem Laden?

Mittlerweile sind es schon 850 Produkte, die sehr gut verkauft werden: Von Holzzahnbürsten bis Baby-Trinkflaschen. Natürlich habe ich auch Stammkunden. Ansonsten kaufen ganz viele unterschiedliche Menschen in meinem Laden ein und ich freue mich jedes Mal wenn Kinder mit seinen Eltern kommt und bei mir im Laden einkaufen will.

Wie wählen Sie die Produkte aus, die es in Ihrem Laden gibt?

Wir schauen uns unsere Produkte ganz genau an. Wenn es noch Bestandteile aus Plastik gibt, die ersetzt werden können, schreiben wir die Unternehmen an und liefern Verbesserungsvorschläge.

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Gibt es in München noch mehr plastikfreie Läden so wie Ihren?

Nein, gibt es nicht. Ich glaube, ich bin auch weltweit die einzige, die sich so konsequent mit Produkten und Materialien auseinandersetzt. Wir versuchen ja hier unser modernes Leben mit plastikfreien Produkten nachzubauen. Bei jedem Teil, das wir benutzen, fragen wir uns:Gibt es das nicht auch in plastikfreier Variante? Dann fängt unsere richtige Arbeit erst an…

Funktioniert das denn, wenn Sie Unternehmen anrufen und fragen, ob das Plastik im Produkt ersetzt werden kann?

Blind anrufen funktioniert in der Regel nicht, sondern man muss den Unternehmen vorher  schon die Veränderung auf den Tisch legen. Erst wenn ich eine Lösung und eine Berechnung habe, dann gehe ich auf das Unternehmen mit dem Vorschlag zu. Damit haben wir schon einige Erfolge bei Unternehmen erzielt, aber wir sind noch nicht zufrieden, denn wir könnten noch viel mehr erreichen, wenn wir mehr Mitarbeiter hätten.

 

Was gibt es z.B. für Alternativen zur Plastikzahnbürste?

Da gibt es einmal Zahnbürsten aus Holz und die Bürste ist aus Dachshaare gemacht.  Allerdings wollen viele Menschen ganz auf tierische Produkte verzichten, wie z.B. Veganer. Viele Menschen in Afrika und Indien kennen Zahnbürsten nicht und benutzen stattdessen ein bestimmtes Holz namens Miswak- Holzzweig. Zuerst wird die Rinde entfernt und dann darauf gebissen, bis es wie eine kleine Bürste aussieht – und auch so funktioniert.

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Wenn für eine Zahnseide aus echter Seide Seidenraupen sterben müssen, wäre es für die Natur nicht besser, wenn man dafür Plastik nehmen würde?

Das Tierwohl und die Plastikvermeidung sind uns beide total wichtig. Da muss man dann gut abwägen und jeder für sich entscheiden, was für ihn wichtiger ist. Aber auch für die Zahnseide gibt es Alternativen für die keine Tiere sterben müssen.  So hat man das Problem gar nicht…

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Gibt es eine Gummi ähnliche Alternative für Plastik?

Ja, die gibt es, nämlich der Naturkautschuk. Man ritzt quasi bestimmte Bäume an und bekommt dort einen Harz. Früher hat man alle Gummiprodukte wie auch Autoreifen daraus gemacht. Allerdings ist das heute nicht mehr vorstellbar, weil wir verbrauchen so viel davon, das wir mit dem Pflanzen der Bäume nicht mehr hinterher kommen würden. Trotzdem versucht man einen Teil wieder durch den Naturkautschuk zu ersetzen. Das hilft schon was..

Sagen Sie etwas, wenn Sie sehen wie Menschen Plastik kaufen?

Ja, in solchen Situationen muss ich mich sehr zusammen nehmen, nichts zu sagen. Ich könnte auch nicht an der Kasse im Supermarkt sitzen, weil ich alle Kunden wieder zurück schicken würde und ihnen sagen, dass sie nochmal nach anderen Sachen ohne Plastik schauen sollen. Auch die Menschen, die ihre Plastikflaschen nach Hause schleppen versteh ich nicht, denn Wasser aus dem Wasserhahn ist viel gesünder, billiger und Energie sparender!

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Was machen Sie wenn Sie Plastikmüll auf dem Weg finden?

Wir heben das Plastik grundsätzlich auf! Auch unsere einheimischen Tiere können sich darin verheddern. Außerdem zersetzt sich das Plastik mit der Zeit in kleine Stücke und wird dann von Tieren gefressen, wodurch es in die Nahrungskette gelangt. Das passiert nicht nur im Meer sondern auch in unseren Parks, z.B.

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Wo ist Ihr Geschäft zu finden?

Plastikfreie Zone
Schloßstraße 7, 81675 München
Tel. 089 52037967

Gleich hinter dem Max-Weber-Platz, mit der U4/U5 zu erreichen.

Im Internet: http://naturlieferant.de/plastikfreiezone

 

Vielen Dank für das Interview!!!
Annabell, Fanny, Hung, Kwoh-Wah, Luis und Nam
Fotos: Verena Reichert

 

 

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