PAPA GEHT IN MEINE SCHULE

Papa geht in meine Schule



Jede Schule hat einen Hausmeister. Oft hat er selber Kinder. Aber macht es eigentlich Spaß Schulhausmeister zu sein? Dürfen Hausmeisterkinder auch mal nachts in die Schule? Und wie ist es, wenn der Papa die eigenen Lehrer als Kollegen hat? Das und vieles mehr wollten wir wissen, als wir den Hausmeister der Lincolnschule, Christoph Vogl, 46 Jahre, im Stadtteil Obergiesing-Fasangarten besuchen. Beim Interview waren fünf seiner insgesamt acht Kinder und seine Frau Evi dabei.


WIE WIRD MAN HAUSMEISTER?

CHRISTOPH VOGL: Ich habe eine Lehre als KFZ-Mechaniker gemacht und als LKWFahrer, Bademeister und bei der Eislaufbahn gearbeitet. Als die Kinder in die Schule kamen, wollte ich eine Arbeit, bei der ich nicht im Schichtdienst arbeite. Ich bin dann in der Grundschule an der Lincolnstraße Hausmeister geworden. Das war 1994.


WIE GROSS IST DIE SCHULE?

VOGL: Die Schulanlage ist die größte in München und insgesamt über einen Kilometer lang. Deswegen fahre ich auch mit dem Einrad durch, weil ich fürs Laufen zu faul bin und jeden Tag ungefähr 40 Kilometer zurücklege.


SIND SIE GERNE HAUSMEISTER?

VOGL: Ja! Zum einen habe ich schon immer gerne Reparaturen erledigt. Das muss ich hier natürlich oft. Zum anderen ist es mir
sehr wichtig, dass ich meine Kinder viel sehe. Es gibt wenige Menschen, die, wie ich, während ihrer Arbeitszeit ihre Kinder
sehen können.



HELFEN SIE IHREM MANN BEI SEINER ARBEIT MANCHMAL?

EVI VOGL: Nein, damit habe ich gar nichts zu tun. Da bin ich aber auch ganz froh drüber. Mir reichen die eigene Arbeit mit
dem Haushalt und den Kindern. Ich putze nebenher noch, aber in meinem eigentlichen Beruf als Kindergärtnerin arbeite ich nicht mehr.

WAS MACHT IHNEN AN IHRER ARBEIT SPASS UND WAS WENIGER?

VOGL: Ich mag es, wenn alle zufrieden sind und die Sachen funktionieren. Was ich nicht mag, ist, wenn es mir zu viel wird: Viele Wochenendbelegungen nacheinander, wenn ich dann keine Freizeit mehr habe.


WIE SIEHT IHR NORMALER ARBEITSTAG EIGENTLICH AUS?

VOGL: Ich stehe um 5.00 Uhr auf, um 6.30 Uhr geht die Arbeit los: Schule aufsperren, Toiletten kontrollieren, im Winter Schnee
räumen und Heizung aufdrehen. Tagsüber erledige ich  Reparaturen, kümmere mich um Veranstaltungen und die Krankmeldungen. Um 22.00 Uhr mache ich die Schule zu.


IHR GEHT AN DIE SCHULE AN DER EUER VATER HAUSMEISTER IST. IST DAS FÜR EUCH JETZT GUT ODER SCHLECHT?
AFRA, 10 JAHRE: Ich finde es praktisch, dass er an meiner Schule arbeitet. Wenn ich ihn treffe, kann ich ihm helfen. Oder die Lehrer schicken mich im Unterricht los, um ihn zu suchen. So kommt man hin und wieder um eine Stunde rum.

ZACHARIAS, 9 JAHRE: Die meisten Klassenkameraden wissen, dass er Hausmeister ist. Manche finden, wir geben damit an. Gut ist, dass wir, wenn wir was in der Schule vergessen, es nach Schulschluss oder am Wochenende einfach holen können.

AFRA: Wenn es Probleme in unserer Klasse mit einer Lehrerin oder mit Schülern gibt, versucht er zu helfen.


SIND MANCHE LEHRER BESONDERS STRENG ODER NETT ZU EUCH?
ANITA, 21 JAHRE: Das habe ich eigentlich nicht erlebt zu meiner Schulzeit. Blöd war
nur, dass mein Papa es immer gleich erfahren hat, wenn ich was ausgefressen hatte oder mal nicht brav war.

AFRA: Wir spielen aber trotzdem auch mal einen Streich und machen Schmarrn.


WÄREN SIE GERNE LIEBER LEHRER?
VOGL: Nein. Da steht man als Puffer zwischen den Fronten: Die Schüler und ihre
Probleme auf der einen Seite und auf der anderen Seite die Eltern, die wollen, dass man ihre Kinder voran bringt. Aber wenn ich Lehrer wäre, dann würde ich es ganz anders machen!


DÜRFT IHR IN EURER FREIZEIT AUF DAS SCHULGELÄNDE?

ZACHARIAS: Manchmal schon. Aber nachmittags ist das Tagesheim da und sonst
nutzen oft Sportvereine und die Volkshochschule die Räume. Da kriegen wir Ärger, wenn wir stören.

AFRA: Einmal haben Amrei, Zacha und ich zu dritt gemeinsam unseren Geburtstag in den Ferien in der Schule gefeiert. Das war ziemlich cool. Es gab eine große Hüpfburg in der Cafeteria und in der Turnhalle haben wir einen Film auf der Leinwand angeschaut.


WART IHR SCHON MAL NACHTS IN DER SCHULE?

AFRA: Nur mit dem Kindergarten, der im selben Gebäude ist wie die Schule. Da gibt es immer eine  Übernachtungsparty für die Vorschulkinder.


WAS WAR DER SCHLIMMSTE STREICH DER JEMALS AN DEINER SCHULE GESPIELT WURDE?
VOGL: Das war in einer Freinacht, in der Nacht zum 1. Mai. Da wurden Fensterscheiben eingeschlagen, viele Schlösser mit Kaugummi und Klebstoff verschmiert und Rasierschaum und Eier herumgeworfen. Ich musste mich dann darum kümmern, dass alles wieder läuft.


WOLLT IHR AUCH HAUSMEISTER WERDEN?
ZACHARIAS: Nein! Ich möchte gerne mein Geld mit Einradfahren verdienen.

AFRA: Ich könnte mir schon vorstellen, Hausmeisterin zu werden. Oder Kindergärtnerin.

XAVER, 12 JAHRE: Mir wäre Hausmeistersein zu anstrengend. Ich will lieber Lehrer werden.

AMREI, 6 JAHRE: Ich will Kindergärtnerin
werden.


SIE MACHSEN JA NOCH MEHR NEBEN DEM HAUSMEISTER-JOB. WAS IST DAS ALLES?
VOGL: Ich unterrichte fast 100 Schulkinder einmal die Woche kostenlos im Einradfahren. In den Ferien biete ich auch noch über das Jugendamt Einrad-Kurse an. Außerdem gebe ich Kindern, die sich das sonst nicht leisten könnten, Gitarrenstunden.


Interview: Isi, Rebecca Schreiber

Fotos: Julia Rotter

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