„Wir sind eben mehr geworden!“

Beim letzten Münchner Kinder- und Jugendforum am 15.4.2016 im Großen Rathaussaal hatte die Kinderredaktion Gelegenheit, dem Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter ein paar Fragen zu stellen. Hier seine Antworten!

 

 

Was haben Sie in München in den nächsten paar Jahren noch vor?

 

Dieter Reiter: Es geht ganz viel um bezahlbare Wohnungen. Allein in den vergangenen Jahren sind wir in München 200.000 Menschen mehr geworden – die wollen alle irgendwo wohnen! Wir haben auch noch einige tausend geflüchtete Menschen aufgenommen, sodass wir jetzt mit allem Nachdruck schnell und viel bauen müssen. Das hat höchste Bedeutung. Außerdem haben wir beschlossen, weitere U-Bahn-Linien zu bauen, damit die Menschen nicht alle Auto fahren müssen. Dazu gehört auch der Ausbau von Radlwegen und des Busangebots.

 

 

In die Schulen wird auch viel Geld gesteckt?

 

Dieter Reiter: Ja, und wie! Neun Milliarden Euro! Bildung und Schulen ist der größte Haushaltsposten. Schließlich sind unsere Schulen teilweise ein bisschen in die Jahre gekommen. Gerade erst haben wir alle Toiletten renoviert, jetzt sind die Klassenräume und die Ausstattung dran. Wir bauen auch neue Schulen, weil wir viel mehr Kinder geworden sind.

 

 

Wie viel müssen Sie als Bürgermeister arbeiten?

 

Dieter Reiter: Ich bin eigentlich immer im Dienst, denn auch am Wochenende habe ich viele Termine. Es gibt in München Tausende von Vereinen, Schulen, Organisationen und die Menschen erwarten einfach, dass bei einem Jubiläum oder einer Feier der OB kommt. Da gehört auch dazu, mal zu einem Fußballspiel zu gehen. Es ist alles nicht so schlimm, wie sich’s anhört, wenn man jeden Tag was vor hat. Nur, den Tag, wo ich sagen kann, ich mach’ jetzt einfach was ich will, den gibt’s nur ganz selten. Alle drei Monate vielleicht.

 

 

Beim Oktoberfest müssen Sie ja immer das erste Bierfass anstechen. Mussten Sie das eigentlich üben?

 

Dieter Reiter: Müssen nicht, aber ich hab’s getan, weil es auf der ganzen Welt keine Amtshandlung gibt, bei der einem Oberbürgermeister mehr Menschen zuschauen. Wir haben geschätzt 250 Millionen Fernsehzu­schauer, die in diesem Moment zusehen, wie ich auf das Ding draufhau’. Und deswegen versucht man natürlich, das nicht ganz falsch zu machen. Münchens 1. OB nach dem 2. Weltkrieg, Thomas Wimmer, hat bei seinem ersten Versuch 17 Schläge gebraucht. Das wollte ich mir nicht antun. Daher werde ich auch dieses Jahr vorher wieder üben.

 

 

Haben Sie ein Vorbild?

 

Dieter Reiter: Ein politisches Vorbild habe ich sicher, das ist Willy Brandt. Ein Sozialdemokrat, der wahrscheinlich das Vorbild vieler Sozialdemokraten ist, weil er ein unglaublich begeisternder Politiker war, der mit seiner Ostpolitik viel zum Frieden, den ihr Gott sei Dank alle erleben dürft seit ihr geboren seid, beigetragen hat. All dieses ist heute wichtiger denn je, denn wenn man sieht, wie sich heutzutage auf der welt die Sicherheitslage entwickelt, dann wäre es schön, wenn die Ideen Willy Brandts, nämlich eines Zusammenwachsens dieser Welt, auch einer Europäischen Union, wieder mehr Gewicht finden würden. Ansonsten habe ich hier eine Reihe prominenter Vorgänger als Oberbürgermeister und die haben das alle, glaube ich, ganz gut gemacht.

 

 

Hatten Sie einen lustigen Spitznamen in der Schule?

 

Dieter Reiter:(lacht) Ich heiße ja Dieter und viele haben mich Didi genannt.

 

 

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Reiter!

 

Dieter Reiter: Macht’s gut, bleibt weiter so neugierig und mischt euch ein! Ich habe mich immer in meinem Leben eingemischt und das war nie zu meinem Nachteil. Macht einen gescheiten Schulabschluss, dann könnt ihr euch überlegen, was ihr werdet und müsst nicht Politiker werden so wie ich. (alle lachen)

 

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Interview: Hung, Charlotte und Ella

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