Das Thema Flüchtlinge wird nicht nur bei den Erwachsenen diskutiert, sondern auch viele Kinder machen sich Gedanken darum, wie sie ihnen helfen können. Aber das ist meistens gar nicht so leicht, wie man meint.
Die Kinderredaktion hat sich mit Ronja und Thamina getroffen, die sich beide schon länger für Flüchtlinge einsetzen, und hat sie nach ihren bisherigen Erfahrungen und Tipps für andere Kinder gefragt.
Wann kam denn die erste Idee, Flüchtlingen zu helfen?
Eigentlich kam die Idee Anfang März, aber wir haben erst Ende März angefangen, weil wir wenig Zeit hatten. Wir wollten anfangen, weil bei uns an der Messe Container für Flüchtlinge hinkommen.
Zuerst haben Ronja und ich im Internet nachgeschaut, was man denn so machen kann. Da haben wir uns gedacht, dass wir mal dorthin gehen könnten und was spenden. Dann sind wir mit meinen Eltern einfach mal hin, weil wir noch nicht wussten, dass es komplizierter ist und haben einfach was spenden wollen. Uns wurde dann aber gesagt, dass das nicht geht und dass man das erst an eine Zentrale schicken muss und das dann dort aussortiert werden muss und so weiter.
Und das war noch vor der großen Flüchtlingswelle im September.
Was wolltet ihr denn spenden?
Wir hatten Spielzeug, Bücher, Kuscheltiere, Klamotten und so etwas. Und dann haben Ronja und ich im Internet mal nachgeschaut, wo gesagt wird, dass das meiste gar nicht mehr gebraucht wird, was gebraucht wird und wo man das abgeben kann. Wir haben gesehen, dass alle etwas anderes schreiben und dass es nicht so einfach ist, wie wir am Anfang gedacht haben.
Mittlerweile gibt es ja verschiedene Internetseiten mit genauen Angaben, z.B. von der Diakonie: http://diakonia.de/spenden/sachspenden
Da hat sich in der Zwischenzeit vieles verändert!
Aber irgendwann haben wir dann festgestellt, dass das Spenden eigentlich nicht das ist, was sie wirklich brauchen, sondern eher dass man für sie da ist.
Wie ging es dann weiter?
Wir haben viel versucht, telefoniert und gemerkt, dass die meisten Sachen im Internet (wie z.B: www.fluechtlingshilfemuenchen.de) ab 16 Jahren sind, wir sind aber erst 14 Jahre alt.
Trotzdem haben wir nicht aufgegeben – und mit Unterstützung von u.a. einer Dame vom Kinder- und Jugendforum, die auch die Aktion „Starten statt Warten“ begonnen hat. Das war z.B. auf dem KiKS-Festival, wo man auch Sachen für zwei Heime bauen konnte, die Flüchtlinge wirklich brauchten.
Wir sind dorthin, haben was gemacht – und eine Beauftragte für ein Flüchtlingsheim kennengelernt.
Ich, Thamina, bin dann am letzten Schultag dahin und habe mit den Kindern so ein Zeugnis-Fest gehabt, da haben wir Cocktails gemacht und Kuchen gegessen und so als letzter Schultag für sie. Da hat denen halt gefallen, dass auch mal jemand anderes dabei war. In den Sommerferien sind wir dann auch ein paar mal hin und haben Waffeln gebacken und ein paar Spiele gespielt. Jetzt geht es allerdings eben nicht mehr, weil die Beauftragte nicht mehr da ist, die neue kennt uns noch nicht.
Also seid ihr immer noch mit dabei?
Ja, wir stehen auch in einem E-Mail-Verteiler, bei dem wir immer wieder erfahren, wie wir den Füchtlingen helfen können, z.B. konkrete Kleider- oder Spielzeugspenden, Deutschkurse leiten, etc.
Neulich war es so, dass man Spielzeuge reinigen musste, zum Beispiel. Das sind eigentlich so Aufgaben, die keinen Spaß machen, aber das hilft denen halt total. Da wird immer genau aufgelistet, was sie brauchen, damit nichts Unnötiges gespendet wird und man gezielt helfen kann.
Aber wir sind die einzigen Kinder im Verteiler. Das meiste ist aber eh erst ab 16, weshalb wir nur bei den Spenden mitmachen können.
Versteht ihr die Flüchtlinge und die euch?
Also in den Flüchtlingsheimen, in denen wir jetzt waren, konnten die alle deutsch, weil sie schon relativ lange dort waren. Die waren so zwischen 14 und 17, aber jünger eigentlich kaum, wenn, dann sind sie mit einem großen Bruder geflohen.
Aber in dem einen, wo wir die Sachen immer hingebracht haben, waren sie nicht so lange und konnten eben kein Deutsch oder Englisch. Mit denen haben wir nicht so viel kommuniziert, weil wir eben nur Sachen gebracht haben und eigentlich durfte man da auch gar nicht rein, weil alles abgesperrt ist.
Habt ihr noch Ideen, was ihr sonst für Flüchtlinge machen könnt?
Ganz am Anfang haben wir uns eine Liste gemacht, was wir alles könnten. Erst einmal wollen wir das alles machen bzw. es versuchen. Und dann können wir hoffentlich noch mehr machen.
Wir haben gemerkt, dass die Kinder vor allem sich über alles freuen, auch wenn man einfach hingeht und mit denen spielt, was wir in den Sommerferien ziemlich oft gemacht haben. Es ist für sie einfach total cool, weil die immer nur denselben Alltag haben.
Bei den Erstaufnahmestellen geht es denen aber schlechter als denen in den Unterkünften, in denen wir auch waren.
Und man kann in die Heime ja auch nicht einfach reinlaufen, oder?
Nein, das ist total streng. Meistens ist das mit einer Pforte, in der auch jemand drinnen ist, die meistens ziemlich unfreundlich sind. Einmal haben sie die ganze Zeit richtig frech mit mir geredet. Da fühlt man sich schon blöd.
Das ist auch die Erfahrung, die wir gemacht haben, dass da immer ein Erwachsener dabei sein muss. Das ist ziemlich frustrierend. Wie geht ihr damit um?
Ja, es gibt nicht viele Erwachsene, die wirklich darauf eingehen, aber dadurch, dass wir einfach ein bisschen Glück hatten und wir haben ja auch bei sehr vielen angerufen und die haben uns immer nur weitergeleitet und irgendwann haben wir dann doch die Richtigen gefunden.
Und wenn man jetzt auch Flüchtlingen helfen will, was hättet ihr dann für Tipps?
Wenn man niemanden kennt, an den man sich wenden kann, würde ich erst einmal im Internet, da gibt’s ja diese ganzen Listen, was man genau braucht und wo man das spenden kann, das würde ich auf jeden Fall machen, weil Spenden immer gut sind.
Aber wenn man was alleine machen will, dann würde ich eigentlich sagen, dass man versucht anzurufen bei den ganzen Leuten und irgendwann muss man es ja schaffen. Vor allem, wenn man immer sagt, wen man schon alles angerufen hat, dann werden sie immer etwas weicher. Am besten kann man sich an jemanden wenden, der eh schon hilft, vielleicht kann man mit dem was machen.
Es ist nicht einfach motiviert weiterzumachen, denn als Kind wird man oft nicht wirklich ernst genommen. Es klingt so leicht, aber das ist es nicht.
Aber zum Schluss lohnt es sich dann doch, also nicht den Kopf in den Sand stecken! Gemeinsam seid ihr stark, kämpft für eure Ziele!